Sie ist ein Model und sie sieht gut aus...

Ja, das ist der Traum vieler junger Frauen. Einen perfekten Körper, gut aussehen. Was "perfekt" bedeutet wurde früher in diversen Zeitschriften und heute von den sogenannten "sozialen" Medien genau und unter der Berücksichtigung des Surfverhaltens im Netz sogar personalisiert definiert. Wenn man diese Vorgaben erfüllt, dann ist man erfolgreich, gemessen wird das an Followern, Likes und Klicks. Dafür ist man / Frau bereit sich zu zerteilen, zu verformen und sich selbst zu zerfleischen. Man betrachtet sich kritisch wie ein Stück Fleisch auf dem Küchentisch und überlegt, wie man es am besten zubereitet - und dann wird rum geschnipselt, verziert und dekoriert, bis schließlich ein appetitliches Mahl zubereitet ist, welches dann genauso aussieht wie im Kochbuch.
Aber auch an uns Fotografen und Künstlern geht dieser Druck nicht spurlos vorbei. Auch wir wollen mit unserem Schaffen Anerkennung und vielleicht auch einen Fußabdruck in der Gesellschaft hinterlassen. Likes, Klicks und Follower steigen mit jedem Quadratzentimeter nackter Haut, das merke ich deutlich auch an meinen eigenen Bildern. Sex sells, das ist Fakt, und das wird auch so bleiben. Um Urinstinkte an die gesellschaftliche Entwicklung anzupassen, reichen 2000 Jahre nicht aus, da benötigt die Evolution etliche hundert tausend Jahre.
Wenn wir uns zu sehr auf Likes, Klicks und Follower konzentrieren, verlieren wir als Künstler unsere eigene Individualität und Handschrift, nur um dem Mainstream zu entsprechen. Wenn jemand mit seiner Arbeit Geld verdienen will oder muss, ist er gezwungen den Kundenwünschen entgegenkommen. Doch wenn man den Mainstream bedient, ist man nur einer von vielen, unzähligen Künstlern, die sehr schnell in dieser inflationären Medienlandschaft verblassen. Ist für viele ein Teufelskreis. Nur sehr wenige haben den Luxus, nicht den Mainstream bedienen zu müssen, sondern eine passende Zielgruppe für die eigene, individuelle und kompromisslose Arbeit gefunden zu haben. Oder - anders gesagt, der Weg dahin kann sehr, sehr lang sein und die Wenigsten kommen dort an.