Lawinen im Krieg Gebirgsfront 1915-1918

Öfters im Winter, wenn Lawinenabgänge auch die Täler bedrohen, nehme ich jenes Buch zur Hand mit dem Titel "Der einsame Krieg". Der Militärhistoriker Heinz von Lichem (1941-2007) machte es sich zur Lebensaufgabe, ein umfassendes Werk über den Krieg an der Gebirgsfront, vom schweizerischen Stilfserjoch bis zu den julischen Alpen zu schreiben. Wenn mich ein Buch geprägt hat, so ist es sein Werk.

zu den einzelnen Bildern:
Wir sehen Soldaten, wie sie versuchen, die verschütteten Kameraden in ihren Unterkünften, die mitten in einem klassischen Lawinengebiet sich befanden, freizuschaufeln. Wir sehen weitere Suchmannschaften, ohne Lawinensonden, die kannte man damals noch nicht... wir sehen weiter die Kampfgräben, die zu den Sturmstellungen auf den Gipfeln und Verbindungsgräten führten... und wir sehen eine kämpfende Gruppe oben am Grat, Wind, Wetter und der schneidenden Kälte ausgesetzt. Die Kampfgräben oben auf Grat und Gipfel wurden auch während 3 langen Winterperioden besetzt gehalten und garantierten so, dass der Feind nicht in die heimatlichen Täler einfallen konnte.
Schätzungen zufolge, kam 1/3 der Soldaten auf beiden Seiten durch kriegerische Handlung zu Tode, 2/3 starben durch Lawinen, Blitz, Kälte, Hunger und Krankeit. Die Anzahl der Lawinentoten wird für beide Seiten mit ca. 60000 berechnet.

Nach jenen düsteren Tagen entstanden in den Alpenländer die Armeelawinendienste. Erst viel, viel später folgten dann zivile Lawinendienste, so wie wir sie im entfernten von jüngerer Zeit her kennen.

Weshalb ich diese Zeilen schreibe? Weil dieser Krieg in Vergessenheit geraten ist und wir scheinbar wieder verlernen, das Undenkbare durchzudenken.

Viele Landschafts-Fotografen der FC besuchen die Dolomiten und begegnen den Spuren dieses scheinbar unfassbaren Gebirgskrieges. Ihnen Allen kann ich den Autor Heinz von Lichem und seine beiden Bücher sehr empfehlen. Sie haben mich als Bergsteiger und Mensch begleitet.

Bildquellen: aus dem Buch "Der einsame Krieg"